Silber & Blei wird ausschließlich mit FLOS-Software produzieren, denn es ist uns wichtig die Kontrolle über unsere Werkzeuge zu haben. Wir werden erstklassige Print-Erzeugnisse mit Freier Software herstellen. Die Konsequenz dieser Entscheidung ist, dass wir fehlende Software selbst schreiben. Ein Programm für die Herstellung von Multiplex-Bildern fehlt bislang in der freien Software-Welt. Das Multitoner Tool wird unter der GPLv3 veröffentlicht.
Druckt man Schwarzweißbilder im Offset mit nur einer Druckfarbe – Schwarz im Normalfall – so erscheinen die Ergebnisse stumpf und ohne Tiefe. Das liegt daran, dass ein Farbkanal im Druck nur ca. 50 verschiedene Töne wiedergeben kann, Stichwort: Gamut. Zum Vergleich: ein Schwarzeißbild am Computermonitor wird mit ca. 256 Tönen dargestellt. Um Schwarzweißbilder hochwertig zu drucken, sodass sie eine Tiefe vergleichbar mit Fotoabzügen zeigen, verwendet man mehrere Druckfarben für ein Bild. Beispielsweise Schwarz für die tiefen Farbtöne und Grau für die mittleren Farbtöne. Der Gamut des Ergebnisses kann je nach Anzahl der verwendeten Farben gesteigert werden.
Wird eine Farbe verwendet, nennt man das »Simplex«, bei zwei Farben »Duplex«, drei Farben ist »Triplex« und vier ist »Quadruplex«. Der ganze Komplex könnte als »Multiplex« zusammengefasst werden. Die analogen englischen Begriffe Monotone, Duotone, Tritone, Quadtone, Multitone sind eindeutiger, da sie nicht mehrfach belegt sind: Duplex – eine Seite im Office-Drucker beidseitig bedrucken; Multiplex – Sperrholz, Kino mit vielen Sälen, Methode zur Signalübertragung.
Die Kernfunktion ist das Anlegen der zu verwendenden Druckfarben (bis zu 10), wobei es für jede Druckfarbe eine Steuerkurve gibt. Die Kurve ordnet jedem Eingabewert – von Schwarz bis Weiß – die Menge der zu druckenden Farbe – von voller Farbauftrag bis kein Farbauftrag – zu. Es gibt unterschiedliche Kurvenarten, um zwischen den Kontrollpunkten zu interpolieren: linear, kubische Splines, monoton kubische Splines.
Die Druckfarben erhalten einen Namen, damit man sie später im Prozess eindeutig identifizieren kann. Für die Vorschau am Bildschirm werden CMYK-Werte vergeben. Die Reihenfolge der Druckfarben kann verändert werden, das ist nötig, weil es Auswirkungen auf das Druckergebnis hat.
Für die Vorschau wird je Druckfarbe ein Farbstreifen abgebildet, der die Ausgabewerte nach der Anwendung der Steuerkurve darstellt. Ein weiterer Farbstreifen visualisiert die Kombination aller Farben. Es gibt auch ein Vorschaubild, auf das die Einstellungen angewendet werden.
Das Tool ist in Python geschrieben. Das GUI ist mit GTK+ umgesetzt. Die Steuerkurven werden mit SciPy und NumPy ermittelt. Das Widget zur Darstellung und Manipulation der Steuerkurven ist selbst geschrieben (als GtkDrawingArea). Farbvorschau und Vorschaubild werden mit Ghostscript gerendert. Farbmanagement soll in Zukunft durch Ghostscript erreicht werden.
Hier eine grobe Skizze, wie ich mir den weiteren Projektverlauf vorstelle: